Kurz vor dem Jahreswechsel hat es uns nach Thüringen verschlagen. Erfurt ist wirklich eine schöne Stadt; bräuchte es ein Musterbeispiel für den „Aufbau Ost“, sollte man Erfurt zu Rate ziehen. Am letzten Tag unseres Kurzurlaubes waren wir die Gedenkstätte Buchenwald auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers besuchen. Ich war bereits 1986 dort, auf der obligatorischen Klassenfahrt der 8ten Klassen einer jeden DDR-Schule. Gänzlich unbekannt war mir der Fakt, das das Lager noch bis 1950 von der Sowjetunion als Gefangenenlager genutzt wurde. Auch der beinahe vollständige Abriß fast aller Gebäude wurde uns auf einer Führung damit erklärt. Die Sowjets wollten jedes Zeugnis ihres Lagers vernichten. Die Nutzung des Lagers bis 1950 wurde in der späteren DDR komplett totgeschwiegen, ich hatte nie davon gehört.
Eindringlich dargestellt werden die Zeugnisse der Naziherrschaft. Ob Krematorium, Fleckfieber-Versuche an Häftlingen, eine getarnte Genickschußanlage oder der ans Lager grenzende Zoo für ein bißchen Entertainment neben der Folterherrschaft – der übrigens auch für die Weimarer Bevölkerung geöffnet war – die Eindrücke dort sind bedrückend. Im ehemaligen Gebäude der Effekten‑, Kleider- und Gerätekammer gibt es eine mehr als sehenswerte Ausstellung zur Geschichte des Lagers von 1937 – 1950 zu sehen. Für den Besuch allein der Ausstellung sollte man als Interessierte/r mindestens 2 Stunden einplanen. Neben jeder Menge Anschauungsmaterial und Original-Dokumenten gibt es eine exzellent aufbereitete und chronologisch angelegte Zeitachse „abzulaufen“, auf deren Verlauf man die Lagergeschichte vom Bau bis zum Ende bis ins Detail verfolgen und begreifen kann.
Wieder zuhause, habe ich reichlich Wikipedia-Artikel zum Thema verschlungen. Wer weiterlesen möchte, dem seien die Artikel über den 1. Lagerkommandanten Karl Koch, seine Frau Ilse, die Stadt Weimar zur Nazizeit empfohlen.