Waterfall Records

[Review] The Everettes – s/t

Das die seli­gen Floorettes nicht mehr existieren, hab ich erst durch das Pro­moschreiben von Alex‘ Water­fall Records erfahren. Schade, schade, denn ihr „Pock­et Full Of Soul“ aus dem Jahr 2011 drehte so einige Run­den auf meinem Plat­ten­teller. Der Ver­lust ist aber ver­schmerzbar, sind fünf Band­mit­glieder doch jet­zt ver­stärkt durch zwei zusät­zliche Sän­gerin­nen unter dem Namen The Everettes unter­wegs. Außer­dem sind die Songs im Ver­gle­ich zu denen der Flo­rettes erwach­sen­er und run­der geworden.

Ihr gle­ich­namiges Debü­tal­bum ist am 29. Mai erschienen. The Everettes wis­sen durch eine mitreißende Mis­chung aus (North­ern) Soul, Stax und Pop zu begeis­tern. Das her­vor­ra­gend und stim­mig instru­men­tierte The Everettes überzeugt mit Har­moniegesän­gen und frischy freshy Bläser­sätzen, die dur­chaus an die Dap­tones, die Begleit­band von Sharon Jones (und Stu­dioband von Amy Wine­house) erinnern.

Außer­dem bemerkenswert: Die Vinyl-Press­ing klingt her­vor­ra­gend und ist exzel­lent ver­ar­beit­et. Ein Fakt, der in Zeit­en wie diesen nicht unbe­d­ingt voraus­ge­set­zt wer­den kann.

Klare Kaufempfehlung für alle, die mit 60s-Pop, dem Motown-Sound oder (Neo-)Soul etwas anfan­gen kön­nen. Feine Platte!

The Everettes ist am 29. Mai 2020 auf Water­fall Records erschienen und wird von Bro­ken Silence vertrieben.

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[Review] Iris Romen – Late Bloomer

Hin und wieder bekomme ich E‑Mails mit Reviewan­fra­gen, denen ich allerd­ings äußerst sel­ten nachkomme. Oft kann ich mit der Musik nichts anfan­gen oder das Genre inter­essiert mich schlichtweg nicht.

Im jüng­sten Fall ist Alex von Water­fall Records an mich herange­treten, und in diesem Falle ver­liere ich gerne ein paar Worte, hat der gute Alex doch nicht wie üblich dig­i­tales Pro­mogedöns versendet, son­dern mir eine echte LP zukom­men lassen. Noch dazu eine, die mir sehr gut gefällt.

Die Nieder­län­derin Iris Romen tritt seit fast 10 Jahren regelmäßig sowohl solo als auch mit Bands auf und spielt zu ihrem Lead­ge­sang noch Kon­tra­bass, Fend­er Rhodes und eine Fra­mus-Gitarre aus den 50er Jahren. Sie war außer­dem 10 Jahre lang Kon­tra­bassistin der All-Girl-Coun­try-Band The Run­away Brides, sang mit Ihrer „Ballhaus“-Band viel­mals zum Schwoof in Lokalen wie Clärchens Ball­haus, ist Sän­gerin und Kon­tra­bassistin in ihrem eige­nen Bertolt-Brecht-Pro­jekt (Brecht Fes­ti­val Augs­burg, Kurt Weil Fest Dessau), war 13 Jahre lang Sän­gerin in vie­len Konz­erthäusern mit Andrej Hermlin’s Swing­Dance Band, mehrmals Gast­sän­gerin der Big Band der Deutschen Oper und spielte zahlre­iche Solo- und Ban­dauftritte im In- und Ausland.

Eine ein­drucksvolle Vita also, die sie jet­zt mit ihrem zweit­en Album krönt.

Late Bloomer ist ein entspan­ntes Stück Musik, das sehr gut als – das ist nicht abschätzig gemeint – Neben­beiberieselung, als auch als hörenswertes Stück Musik in Album­form funktioniert.

Die Selb­st-Klas­si­fizierung in der Coun­try-Sparte hat mich etwas irri­tiert, ich würde Iris Romen eher in die Ecke Singer/­Song­writer-Vin­tage Pop schieben. Sparsam instru­men­tiert, weit­er­führend ange­siedelt irgend­wo zwis­chen Blues, Jazz und meinetwe­gen etwas Coun­try, gelingt der Sän­gerin die hohe Kun­st, bei sehr zurück­hal­tender Instru­men­tierung den­noch ein inter­es­santes Musik­er­leb­nis zu schaffen.

Der einzige deutschsprachige Titel Film­riss sticht aus dem Album her­aus. Ich hätte nichts gegen weit­ere Titel auf Deutsch gehabt.

Mit Late Bloomer gelingt es der Kün­st­lerin, einen per­fek­ten Sound­track für einen Son­ntag­mor­gen zu schaf­fen. Pop­musik für Erwach­sene gewis­ser­maßen; oder Pop­musik für Men­schen, die Pop­musik nicht für ein Schimpf­wort halten.

Late Bloomer erscheint am 26. Juni 2020 auf Water­fall Records und wird von Bro­ken Silence vertrieben.

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