Ein Bild, das zwölf Bände von Meyers Großem Konversations-Lexikon spricht. Ein Bild aus glücklicheren Tagen. Tagen der Wollllust, der Ehrfurcht, des Erbarmens und der Obsession. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Jawoll mein Schatz, es ist vorbei. Stefano und Stefani lernten sich in einem Swinger-Club im thüringischen Dresden kennen. Er sah sie an, während sie ihn ansah und er sah zur Tür. Bis sie zurücksah, aber da sah er schon wieder ganz woanders hin. Sie trug die Regenjacke ihres ostfriesischen Großvaters aus der Nähe von Heilbronn. Mit ranzigem Robbenfett auf Hochglanz poliert. Er war vom Gestank angewidert aber gleichzeitig auch arm genug, um die Gelegenheit zu ergreifen. Außerdem so arm, daß sein Hemd nur einen Knopf hatte und dieser trug nun die Verantwortung. Die Demut baumelte in Form eines Deutschen Roten Kreuzes um seinen Hals. Sie verließen den Club um kurz nach dreiviertel elf und gingen händchenhaltend die Schönhauser Allee bis nach Moskau. An einer Imbißbude direkt am Rhein schenkte er ihr reinen Wein und ein Glas Selters ein: Über jedes Bacherl führt a Brückerl, nur über den tosenden Fluß unserer Liebe nicht. Was fehlt, sind Pioniere. Brückenbaupioniere mit Panzern aus Seide. Mein Schatz, es ist vorbei. Ich muß nun gehen. Ich heirate eine Stewardess aus Bratislava und fliege mir ihr auf die Eunuchen. Wie machen wir das mit dem Sorgerecht? Sorge Dich nicht, lebe! Lebe aber lieber nicht zulang ohne Liebelei. Wo die Liebe hinfällt, hat der Hass keinen Platz mehr. Friede sei mit euch, Brüder und Schwestern! Ich weihe eine Glocke und klingele bei meinem Nachbarn. Ich frage ihn, ob er so freundlich wäre, mir mit einem Strauß Rosen auszuhelfen. Den schenke ich der Gemeindeschwester oder einer hübschen Blondine, die in ihrer Freizeit Ado-Gardinen (Die mit der Goldkante!) mittels einem von einem portugiesischen Droschkenkutscher aus Paris geliehenen Plätteisens zu Platzdeckchen umformt.
Gunnar Roß,
nach Diktat verreist (Mentalkorrektur!)