Volksmusik

Der Sommertraum

Spitzbua Markus – ein untrainiert­er blass­er Hän­fling mit Segelohren singt über sein Selb­st­bild, das ein­gangs erwäh­n­ten Attribut­en kon­trär gegenüber­ste­ht. Dazu die üblichen Bewe­gun­gen und Gesten aus der Grabbelk­iste des Schlager­be­we­gungsover­act­ing; fer­tig ist der Sommerhit.

Wer einen weit­eren Beleg braucht, dass der Knabe ver­rückt ist, der schaue sich dieses Video an.

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Noch Bacherl da, kein Brückerl mehr

Ein Bild, das zwölf Bände von Mey­ers Großem Kon­ver­sa­tions-Lexikon spricht. Ein Bild aus glück­licheren Tagen. Tagen der Wol­l­l­lust, der Ehrfurcht, des Erbar­mens und der Obses­sion. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Jawoll mein Schatz, es ist vor­bei. Ste­fano und Ste­fani lern­ten sich in einem Swinger-Club im thüringis­chen Dres­den ken­nen. Er sah sie an, während sie ihn ansah und er sah zur Tür. Bis sie zurück­sah, aber da sah er schon wieder ganz woan­ders hin. Sie trug die Regen­jacke ihres ost­friesis­chen Groß­vaters aus der Nähe von Heil­bronn. Mit ranzigem Robben­fett auf Hochglanz poliert. Er war vom Ges­tank angewidert aber gle­ichzeit­ig auch arm genug, um die Gele­gen­heit zu ergreifen. Außer­dem so arm, daß sein Hemd nur einen Knopf hat­te und dieser trug nun die Ver­ant­wor­tung. Die Demut baumelte in Form eines Deutschen Roten Kreuzes um seinen Hals. Sie ver­ließen den Club um kurz nach dreivier­tel elf und gin­gen händ­chen­hal­tend die Schön­hauser Allee bis nach Moskau. An ein­er Imbißbude direkt am Rhein schenk­te er ihr reinen Wein und ein Glas Sel­ters ein: Über jedes Bacherl führt a Brück­erl, nur über den tosenden Fluß unser­er Liebe nicht. Was fehlt, sind Pio­niere. Brück­en­bau­pi­oniere mit Panz­ern aus Sei­de. Mein Schatz, es ist vor­bei. Ich muß nun gehen. Ich heirate eine Stew­ardess aus Bratisla­va und fliege mir ihr auf die Eunuchen. Wie machen wir das mit dem Sorg­erecht? Sorge Dich nicht, lebe! Lebe aber lieber nicht zulang ohne Liebelei. Wo die Liebe hin­fällt, hat der Hass keinen Platz mehr. Friede sei mit euch, Brüder und Schwest­ern! Ich wei­he eine Glocke und klin­gele bei meinem Nach­barn. Ich frage ihn, ob er so fre­undlich wäre, mir mit einem Strauß Rosen auszuhelfen. Den schenke ich der Gemein­de­schwest­er oder ein­er hüb­schen Blon­dine, die in ihrer Freizeit Ado-Gar­di­nen (Die mit der Gold­kante!) mit­tels einem von einem por­tugiesis­chen Droschkenkutsch­er aus Paris geliehenen Plät­teisens zu Platzdeckchen umformt.

Gun­nar Roß,
nach Dik­tat ver­reist (Mentalko­r­rek­tur!)

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