Todesanzeigen

Vom alten Reitersmann und seinen Zügeln

Als ich noch in der Anzeigen­abteilung unser­er Region­alzeitung tätig war, war ich desöfteren mit der Gestal­tung von Tode­sanzeigen beschäftigt. Ein inter­es­santes Arbeits­feld, beson­ders in der Nachtschicht, wenn der Wind kalt um die Beton­baut­en pfiff und die Nebelschwaden selb­st drin­nen bis zu den Knien reicht­en. Oft kam ich mir vor wie in einem alten Edgar Wal­lace-Film. Und ich mag alte Edgar Wal­lace-Filme sehr. 😉 Viele viele Tote in nur ein­er Nacht; was am Anfang ein wenig unheim­lich erschien, entwick­elte sich bald zur Routine.

Eines Tages fiel mir unter den vie­len Manuskripten eines ganz beson­ders auf. Ein Reit­sportler war verblichen und die liebe Ver­wandtschaft hat­te sich ein abso­lut passendes Mot­to für ihn ausgedacht:

„Ein alter Reit­ers­mann hat seine Zügel abgegeben.“

prangte in schön­er Kur­sivschrift über sein­er Todesanzeige.

Der Satz sorgte abteilungsin­tern für tage- und nächte­lange Heit­erkeit. Allerd­ings und jott­sei­dank nicht für eine Art von boshafter und schenkelk­lopfend­er Heit­erkeit, son­dern mehr für eine leicht verk­lärte und sen­ti­men­tale Heit­erkeit. Und für die Hoff­nung darauf, daß unsere Nachkom­men für unsere Tode­sanzeigen dere­inst eben­so schöne Sätze find­en werden.

Unter www.todesanzeigensammlung.de präsen­tiert ein gewiss­er Dr. Chris­t­ian Sprang eine großar­tige Samm­lung von ihm zusam­menge­tra­gen­er Tode­sanzeigen. In Rubriken aufgeteilt, präsen­tiert sich dort humor­volles neben bewe­gen­dem und rät­sel­haftes neben außergewöhn­lich guten Anzeigen.

The­men-unangemessen verbleibe ich mit dem flap­si­gen Wun­sch auf gute Unter­hal­tung sowie ein möglichst langes Leben für den inter­essierten Leser. 😉

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