Sushi in Suhl
Der Gastronom Rolf Anschütz betrieb in Suhl den „Waffenschmied“, das einzige japanische Restaurant der DDR. Die Wände waren mit Stoffbahnen dekoriert, die Stühle auf Japan-Maß zurechtgesägt. Die Kimonos stammten aus dem Theaterfundus. Statt Klößen und Gulasch wurden Glasnudeln und seltener Fisch serviert. Die Exotik und Einzigartigkeit machten den „Waffenschmied“ zu einer begehrten kulinarischen Adresse in der DDR. Nach monate- bis jahrelanger Voranmeldung (und wahrscheinlich auch entsprechender „Kontakte“) konnte man nach einer Körperwäsche nackt in ein gemeinsames Sitzbad tauchten und bei 39 Grad Wassertemperatur einen Sake zu sich nehmen, um im Anschluss daran – nun mit Kimono bekleidet – zum exotischen Sushi zu schreiten.
Die Idee zum Japan-Restaurant entstand in einer Bierlaune. Anschütz grub aus einem Buch ein japanisches Rezept aus und kredenzt Mitte der 1960er Jahre sein erstes japanisches Gastmahl. Musste er anfänglich auf heimische Zutaten zurückgreifen, durfte er später sogar seine Lebensmittel aus dem Westen beziehen. Die DDR-Führung duldete den „Waffenschmied“ als devisenbringendes Aushängeschild. 1979 wurde dem Wirt sogar eine Reise nach Japan bewilligt.
Rolf Anschütz’s Geschichte wird augenblick unter dem Titel Sushi in Suhl verfilmt und soll im nächsten Jahr in die Kinos kommen.
Weiterführende Infos und einige interessante Bilder gibt es auf der Seite von Lothar Anschütz, dem Bruder des inzwischen verstorbenen Wirtes Rolf. Auch empfehlenswert ist dieser Artikel von hallo thüringen.