Jugendsünden (2)
Meine Abschlußprüfung im Fach „Maschinenschreiben“. 6718 Anschläge in 45 Minuten. Wie die Anschläge ausgezählt wurden, kann ich nicht mehr sagen. Vermutlich wird’s aber von Hand passiert sein. 23 Fehler. Note 2. Die Fehlerdifferenz (21+1=23) erklärt sich folgendermaßen: Perfide und demütigend wie das System nun mal war ;-), mußten wir unsere Arbeiten selbst korrekturlesen. Jeder nicht entdeckte Fehler zählte doppelt und so wurden aus 21 plus einem Fehler insgesamt 23.
Geschrieben wurde blind. Das heißt nicht, daß ich eine Augenbinde oder Sonnenbrille trug. Die elektrische Schreibmaschine war über der Tastatur mit einem selbstgezimmerten Holzkasten abgedeckt, so daß man die Hände quasi ins Dunkle steckte. Der Lärmpegel der Tipperei war bei ca. 20 Prüflingen in einem vielleicht 30 m2 großen Raum übrigens beträchtlich.
Das Berufsbild des Schriftsetzers (heute: Mediengestalter) hat sich in den letzten 20 Jahren komplett gewandelt, aber die Schnelltipperei kommt mir immer noch sehr zugute. Das Mantra eines jeden Schnellschreibers lautet übrigens asdf jklö, denn das ist die Ausgangsposition der 8 Finger. Der rechte Daumen liegt dabei auf der Leertaste, während der linke praktisch seinen Dauerurlaub im FDGB-Heim (heute: Heart’s Fear Hostel) verbringt.
Falls jemand den ganzen Text lesen möchte, den gibt’s hier (1, 2).
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