Die Bördebehörde wünscht allen Leserinnen und Lesern, die trotz der alles aufsaugenden Facebook-Krake hier immer noch mitlesen, ein geruhsames Osterfest. Passt auf euch auf, die Zeiten sind hart und ehe man sich versieht, landet man als Osterhase in der Fußgängerzone oder als Kanonenfutter in der Blöd-Zeitung. Im schlimmsten Falle jedoch passiert beides…
Oh! Oh! Oh, schon wieder Ostern! Kinder, wie die Zeit vergeht! Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Also wieder Ostern. Alle Jahre wieder — das Osterfest.
Meine Nachbarn sitzen auf ihrem Hof. Sie haben auch einen Garten, aber den nutzen sie kaum. Sie sind mehr die Hoftypen, keine Gärtner. Ihr Hof ist alt und voller Beton. Das bringt die Zeit so mit sich. Wenn man’s gerade gemacht hat, sieht es aus wie neu; aber wenn’s schon ein paar Jahre her ist mit dem Machen — dann sieht’s alt aus. Meine Nachbarn haben also einen alten Hof. Und auf dem sitzen sie. Sie haben einen Sonnenschutzschirm aufgespannt, damit ihnen die UV-Strahlung nicht das Resthirn wegbrutzelt. Sicher ist sicher. Es kommt auf jede Synapse an. Synapsen sind ja keine Stromkreise. Wenn da mal einer ausfällt, könnte man immer noch überbrücken. Zumindest, wenn man sich mit dem Elektrofachwerk auskennt. Synapsen aber lassen sich nicht so einfach überbrücken. Es verhält sich mit ihnen wie mit dem donnerstäglichen 3‑Sack-Mett-für‑1,99 €-Angebot in dem von mir favorisierten Supermarkt: Wenn weg, dann weg. Mett jedoch ist reichlich da bei meinen Nachbarn — wahrscheinlich waren sie schnell genug. So sitzen sie also auf ihrem Hof und tanzen den Mettreigen. Sie schieben sich tote Schweine in ihre Münder und reiben danach mit fettigen Fingern über ihre Schmerbäuche. Wenn sie satt sind, gibt es eine Kleinigkeit zum Nachtisch. Zum Beispiel ein gebratenes Ferkel oder einen Wurstauflauf.
Ich sehe meine Nachbarn kaum. Das kommt, weil die Mauer so hoch ist. Deshalb finden große Teile ihres täglichen Mahls wohl nur in meiner Fantasie statt. Ich sehe auch nicht, was sie trinken, nehme aber an, daß es sich um Bier handelt. Manche haben immer Bier im Haus. Ich nicht. Ich trinke Cola. Ist auch nicht gesünder, hat auch nur vier Buchstaben. Getränke mit vier Buchstaben sind irgendwie toll, alles was länger ist, trinke ich nicht gerne. Drei Buchstaben sind auch in Ordnung. Tee zum Beispiel ist ein fantastisches Getränk. Es gibt ihn in fielen ferschiedenen Geschmacksrichtungen und er kostet nicht viel. Meist unter 2 € pro Zentner, aber nur wenn man direkt beim Importeur kauft. Oder gleich im Ausland, wenn man z. B. mal Urlaub in einem Teeanbaugebiet macht. Indien oder so. Holland. Belgien. Die Antilopen. Es gibt so viele tolle Gegenden, aber ich war noch nicht überall. Ich hab meistens keine Zeit, keine Lust oder kein Geld. Man hängt halt fest in seinen Zwängen. Die ketten einen ans Bett, wo man dann rumliegt und nachdenkt. Über Dinge. Oder über Nachbarn. Die Mauer ist wie erwähnt sehr hoch, wobei ich finde, daß manche Mauern nicht hoch genug sein können. Nicht sehen ist meist schon sehr gut, nicht hören ist aber noch viel besser. Das einzige, was ich von meinen Nachbarn höre, ist das Klappern des Eßbestecks auf ihren Tellern, unterbrochen von einem zünftigen „Aus!!!“ in Richtung ihrer vier Hunde. Die armen Tiere. Tote Schweine auf dem Teller und gestörte Hunde auf dem Hof. Die Nachbarn haben es nicht leicht. Das Schicksal spielt ihnen übel mit. Daran kann ich aber auch nichts ändern. Sonst wäre ich Bundeskanzler geworden oder Kampfjetpilot — da hat man Einfluß und kann Dinge bewirken. Ich wirke stattdessen lieber im Stillen und harre der Dinge. Harr, harr.
Vielleicht bin ich zu kompliziert. Manchmal frage ich mich, ob ich mich simplifizieren lassen sollte. Das geht ganz schnell — nur eine Spritze beim Arzt und man ist wieder normal. So normal wie Kloßbrühe. Das war ja klar! Haha. Ein Zwischenwitz. Ein Treppenwitz auf dem Weg in den Keller. Ein Schenkelklopfer. Ein Gag aus dem Sonderangebotsregal von ALDI. Es gibt Witze, die sind Spitze. Lang leben unsere Discounter! Sie machen die Preise klein und die Auswahl groß und wenn’s mit den Mettpreisen weiter so in den Keller geht, kann man Mett bald auch zum Fensterabdichten oder als Matratze verwenden. Ich lieg auf meiner Mettmatratze und schneide frech‘ ’ne neue Fratze. Die alte Fratze war schon aus, da dacht‘ ich mir ’ne neue aus.
Ich möchte mal schön den Ball flachhalten. Nachbarn sind ja auch nur Menschen und ich bin auch kein Vegetarier. Wozu also die ganze Aufregung? Aufregung ist nicht gut für den Blutkreislauf. Das Blut schnellt in aufregenden Zeiten in Rekordgeschwindigkeit in den Kopf und bleibt dort eine Weile. Man läuft rot an und die Gedanken rasen durch die Omme. Das ist alles nicht gut, deshalb schalte ich jetzt ab. Aus die Maus. Jetzt feiern wir erstmal alle Ostern und danach sehen wir wieder klarer. Und die Welt mit anderen Augen. Zum Beispiel mit Deinen.
Frohe Ostern everybody! Amazing Grace! Leise raschelt das Ostergras! Süßer die Bleche nie scheppern! Oh‘ Osterhas‘, oh‘ Osterhas‘, so lang sind deine Löffel! Alle Jahre wieder, kommt der Osterhasi! Ihr Häschen kommet! Laßt uns roh und bunter sein! Schneehäschen, Weißnäschen! Vom Acker weit, da komm ich her. Ich bring euch gute, neue Mär. Der guten Mär bring ich soviel, wovon ich sing’n und sagen will… Genug gehoppelt, Häschen. Feierabend. Bis demnächst in diesem Theater!
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