Ab und an bekomme ich Anfragen, ob ich nicht mal über ein schönes Stück Seife bloggen möchte und dafür dann 20 EUR bekäme. Auch Anfragen zur Bewerbung irgendwelcher dusseliger Software erreichten mich schon. Ich lehne diese Art von Anfragen immer ab. Nicht, weil ich unabhängig oder sonstwas bleiben möchte; sondern einfach, weil ich mich nicht sonderlich für Seife oder dusselige Software interessiere. Bei Schallplatten aber sieht das ganz anders aus. Als Bastian vom kleinen aber feinen Bielefelder Label Coffeebreath And Heartache mit der Frage nach einer Review zum neuen Banquets-Album an mich herantrat ((Im Gegenzug erhielt ich exklusiven Hörzugang.)) mußte ich nicht zweimal überlegen. ((Außerdem finde ich, daß so liebevoll gemachte Releases, welche obendrein für einen mehr als fairen Preis verkauft werden, einfach unterstützt gehören. Für soviel Idealismus sind wir ja alle irgendwann mal angetreten…)) Hier nun also meine kleine Plattenkritik verbunden mit dringlicher Kaufempfehlung.
Das Album heißt Top Button, Bottom Shelf und erscheint offiziell am 23. August. Die Platte ist so gut geworden wie erhofft. Nach der großartigen Nothing Is Fucked Here! ((einige Restexemplare der Zweitauflage gibt’s noch im CAH-Shop! Und hier schon mal Sonntagmorgen-Song gewesen.)) aus dem Jahr 2010, haben die Banquets nochmal kräftig ins Füllhorn des melodischen Punkrocks gegriffen und überzeugen mit einem bunten Potpourri frischer Melodien, feiner Singalongs und einer freundlichen Bratzigkeit. Gegenüber ihrem Debüt auf CAH sind sie etwas düsterer geworden — steht ihnen sehr gut. So darf Punkrock im Jahr 2011 gern klingen — dreckig, aber nur bis zum Hals; rotzig, aber nicht allzu verschnupft und hochmelodiös, aber nicht zu eingängig. Auf der einen Seite stehen Gaslight Anthem mit ihrer eher rockigen Ausrichtung Spalier, während auf der anderen Seite die Get Up Kids, Hot Water Music und Jawbreaker freundlich winken. Dazwischen stehe ich und ärgere mich, das nach nur 25 Minuten schon wieder alles vorbei ist. Das ist und bleibt aber der einzige Wermutstropfen an diesem feinen Album.
Bei der Aufmachung haben die Herrschaften von CAH wieder ganze Arbeit geleistet: Top Button, Bottom Shelf ist das erste beidseitige bespielte Release des Labels, so daß der gewohnte Siebdruck auf der B‑Seite leider entfallen musste. Dennoch werfen die Labelherren alles andere als eine lieblose„Standard-LP“ auf den Markt. Sammlerherzen dürften höher schlagen, denn: Das mehrfarbige Vinyl ist auf 200 Exemplare limitiert, davon 100 in blau/pink und 100 in grün/weiß. Alle Cover sind per Hand im Siebdruckverfahren hergestellt und zwar nicht einfach auf normalre Pappe, sondern auf die Innenseiten von alten Plattencovern (Heino, Musikantenstadl, Andy Borg und ähnliche Kaliber…). Außerdem liegt der LP ein Poster bei, einen mp3-Downloadcode gibt es obendrauf. Als weiteres Preorder-Special gibt es ein Bundle mit T‑Shirt (Bio-Fairtrade-Baumwolle; Motiv nur im Preorder erhältlich).
Vorbestellungen werden ab sofort auf coffeebreathandheartache.com entgegengenommen.
Wer reinhören möchte kann das bereits ausführlich tun. Vier Songs des Albums sind bereits als Stream und teilweise als Download verfügbar:
Laßt euch dieses wirklich feine Album nicht entgehen bzw. fangt nicht an rumzujammern, wenn die LPs ausverkauft sind. Pro Platte ist auch nur ein läppischer Zehner fällig — ich hab schon investiert, denn es lohnt sich definitiv! 😉