Gestern trieb mich die Angst vor der Rezession in unseren örtlichen Elektronikfachmarkt. Zuvor war ich bei der Bank um mich mit dem nötigen Großgeld für meine Shoppingtour ausstatten zu lassen. Auf Pump versteht sich, ich nahm einen Kredit über mehrere zehntausend Euro auf.
Die Pferde vor meine alte Holzkutsche gespannt, nahm ich den Weg über die Standspur der A2. Im Elektrofachmarkt meines größtmöglichen Unvertrauens angekommen, packte ich sofort einen jungen und hochmotivierten Verkäufer am Schlawittchen, um mich ausführlich beraten zu lassen.
Zunächst brauchte ich ein neues Fernsehgerät. Meines läuft zwar noch, aber darum geht es ja nicht. Wir müssen alle Opfer bringen, Opfer für den Aufschwung, und das TV-Gerät sollte mein erstes Opfer an diesem Nachmittag werden.
Der Verkäufer zeigte mir eine Regalwand mit den neuesten Flachbildschirmen. Das er mir zuerst die Geräte mit weniger als 100 cm Bildschirmdiagonale präsentierte, war Anlaß für meine erste Rüge. Ich machte ihm unmißverständlich klar, daß ich nicht für irgendwelche Kinkerlitzchen in seinem Markt wäre. Ich wäre gekommen, um RICHTIG einzukaufen, und wenn ich RICHTIG sage, dann würde er doch wohl wissen, was ich mit RICHTIG meinen würde?! Er nickte vielsagend und meinte daraufhin, wir würden diesen „Anfänger-Scheiß“ jetzt mal hinter uns lassen.
Er führte mich eine Etage höher zu den „wirklich guten Teilen“. Das gefiel mir schon besser, Geräte mit mindestens 150 cm Bildschirmdiagonale, vollausgestattet mit HD, selbstreinigendem Bildschirm, Mikrowelle und Eiswürfel-Bereiter. Ich entschied mich für das größte und teuerste Modell und ließ mir davon drei Stück einpacken.
Auf dem Nachhauseweg sah ich zufällig ein Opel-Autohaus und dachte mir, daß ich denen eigentlich auch noch helfen könnte. Ich bestellte mir (da leider nicht vorrätig) einen Großraumminivanlimousinenkombi mit 4.0‑V12-Dieselelektrogasaggregat in Vollausstattung. Da der Wagen erst in 6 Wochen geliefert wird, nahm ich auf die Schnelle noch einen Corsa mit. Man will ja guten Willen zeigen.
Zuhause angekommen, nagelte ich die drei Monster-Bildschirme gleich an die Wände. Auf dem mittleren ließ ich die DVD-Box „Angela Merkels schönste Bundestagsreden (1990–2008)“ laufen. Auf dem zweiten ein in Photoshop erstelltes Standbild von Peer Steinbrück mit vielen Euro-Noten im Hintergrund. Auf dem dritten lief in Endlosschleife eine kurze Sequenz mit Norbert Blüm und seiner Aussage „Die Rente ist sicher!“. Mit Ausrufezeichen nach jedem Wort.
Für das Wochenende plane ich die vollständige Sanierung meiner Hofeinfahrt samt direkter Anbindung an die Autobahn 2. Infrastruktur und so … ihr wißt schon. Wer also Lust hast, sich ein paar Tausend Euro dazuzuverdienen – ihr wißt ja, wo ihr mich erreichen könnt.