80er

Kaltfront – Wenn es dunkel wird (Review)

Meine erste Begeg­nung mit KALTFRONT war das Logo der Band auf einem Arbeitss­chuh. Liest sich komisch, ist aber wahr. 1988 hat­te ein Mit-Beruf­ss­chüler der Beruf­ss­chule „Rudi Arndt“ in Berlin das Kalt­front-Logo auf einen sein­er Schuhe gesprayt. Sah toll aus.

Kalt­front wur­den 1986 in Dres­den gegrün­det und erspiel­ten sich in der DDR-Punkszene einen großen Bekan­ntheits­grad. Nach ein­er Auszeit in den Nach­wen­de­jahren kam es 2005 zur Reunion. Ger­ade ist wieder ein neues Album erschienen, es trägt den Titel „Wenn es dunkel wird“. Kalt­front liefern auch hier wieder ihren gewohnt tollen Wavepunk ab – atmo­sphärisch, dunkel und gut pro­duziert. Der einzige Punkt, der mich ein bißchen stört, sind die vie­len Neuein­spielun­gen alt­bekan­nter Hits. Aber vielle­icht bringt die Zukun­ft der Band mit ver­jüngter Beset­zung ja wieder mehr neue Songs zutage… Den­noch: Run­dum eine empfehlenswerte Plat­te. Eine schöne Rezen­sion – der ich mich vollinhaltlich anschließen kann – gibt es auf bierschinken.net. Vie­len Dank an Stephan von Rundling für die (genutzte) Chance auf eine Testpressung!


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9, 6, 3 – alle fahr’n vorbei. Ich bleib hier, hier gefällt es mir

Eine mein­er Kind­heits- bzw. Jugen­derin­nerun­gen geht wie fol­gt: Wir schreiben das Jahr 1984. Mein Brud­er und ich sitzen auf der Lade­fläche eines froschgrü­nen Mul­ticar der LPG (T) Uth­mö­den. Mein Vater sitzt am Steuer, gemein­sam haben wir ver­mut­lich irgend­was zur Mül­lkippe (Fuchs­berg! Aschenkuh­le! Insid­er!) gefahren. Wir sitzen also gut­ge­launt auf der Pritsche des Mini-LKWs und sin­gen lau­thals „1, 2, 3 – alle fahr’n vor­bei. Ich bleib hier, hier gefällt es mir!“ vor uns hin. Son­st ist nix weit­er passiert, wir san­gen nur und hat­ten gute Laune.

Vor Jahren fiel mir diese Episode wieder ein. Ab und an hab ich in den let­zten Jahren Google ange­wor­fen und mit dem Search-String „1, 2, 3, alle fahr(e)n vor­bei“ erfol­g­los nach Song und Inter­pret gesucht. Irgend­wann ließ ich in einem Moment der Erleuch­tung die Zahlen weg und stieß so rel­a­tiv schnell auf den Text zu Dia­logs „963“. Und schla­gar­tig fiel es mir wie Schup­pen aus den Haaren: Es hieß gar nicht „1, 2, 3, alle fahr’n vor­bei…“ son­dern „9, 6, 3, alle fahr’n vor­bei…“. Mit diesem neuen Wis­sen aus­gerüstet war es nun nur noch ein Katzen­sprung bis zu ein­er Auf­nahme auf Youtube und weit­er zum Erwerb des zuge­höri­gen Albums 963.

Dia­log stammten aus Crim­mitschau. 963(0) war zu DDR-Zeit­en die Postleitzahl von Crim­mitschau und ist der Titel der ersten Dia­log-Plat­te bei Ami­ga. Die Plat­te bietet den typ­is­chen DDR-Rock und ist nicht weit­er auf­fäl­lig; wed­er pos­i­tiv noch neg­a­tiv.  Der Text zu 963 stammt von Burkhard Lasch, einem der meist­beschäftig­sten DDR-Rock-Tex­ter und sin­niert über die Liebe, die Liebe zur Kle­in­stadt und die Liebe zu Crim­mitschau. Eine Hymne auf die Prov­inz, gewis­ser­maßen. Was mich und meinen Brud­er im Jahre 1984 allerd­ings nicht son­der­lich inter­essiert hat; wir waren wohl mehr vom kindgerecht­en Refrain ange­tan… Hier gut zu hören:

Dia­log fie­len mir später nochmal mit Denke daran auf, einem friedens­be­wegten Anti-Atom­bomben-Song mit eben­so pathetis­chem wie ein­prägsamen „Das große Kartha­go führte drei Kriege…“-Intro.

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Zeitzeugen gesucht: Depeche Mode-Fans in der DDR

Depeche Mode waren meine erste große musikalis­che Liebe, deshalb unter­stütze ich dieses Pro­jekt mit ein wenig Zuar­beit und rufe hier­mit auch andere Zeitzeu­gen und DeMo-Senioren auf, es mir gle­ichzu­tun: Die Autoren der Depeche Mode-Bibel MONUMENT, Sascha Lange und Den­nis Burmeis­ter suchen für ihr näch­stes Buch­pro­jekt zum The­ma „Depeche Mode-Fankul­tur in der DDR“ Mate­r­i­al und Zeitzeu­gen. Gesucht wird ins­beson­dere nach Bild­ma­te­r­i­al, Brief­fre­und­schaften (auch und ger­ade zwis­chen DDR- und BRD-Fans), Anek­doten usw. usf. Die Her­ren sind über die Face­book-Seite oder per E‑Mail (Sascha Lange, Den­nis Burmeis­ter) zu erre­ichen. Ich freue mich schon sehr auf das Buch, das im Früh­jahr 2018 im Auf­bau-Ver­lag erscheinen soll und mit Mit­teln der Sti­fung zur Aufar­beitung der SED-Dik­tatur co-finanziert wird.


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Leberwurst, Zungenwurst!

Let­zte Woche hab ich meinen iPod neu bestückt. Der üblichen Verdächti­gen über­drüs­sig, schmiß ich ziem­lich wahl­los einen bun­ten Reigen gesam­melter mp3 in Rich­tung des Gerätes, worunter sich auch eine Com­pi­la­tion namens unter­grundw befand. Am Woch­enende lief dieser im Auto und bei X‑Mal Deutsch­lands Incubus Suc­cubus ver­stand ich tat­säch­lich Leber­wurst, Zun­gen­wurst! im Refrain. Von 0 auf Platz 1 in mein­er Hit­pa­rade der falschver­stande­nen Song­texte! Im Video sehr gut zu hören ab 1:01 min.


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Die schärfste Waffe des Sozialismus: Die Caufner-Schwestern

Man lernt bekan­ntlich nie aus, und so lernte ich erst am gestri­gen Tage Die Caufn­er-Schwest­ern ken­nen und schätzen. Die Caufn­er-Schwest­ern waren ein Gesangstrio, das 1977 in der DDR gegrün­det wurde. Mit­glieder der Gruppe waren die drei Schwest­ern Juliane, Isa und Iri­na Kaufn­er. Die Gruppe spielte vor allem Discomusik.

Weit­er­hin sagt Wikipedia: Schon als Kinder san­gen die vier Schwest­ern Iris, Juliane, Isa und Iri­na Kaufn­er gemein­sam in Ros­tock mehrstim­mige Sätze. Juliane und Isa erhiel­ten von 1972 bis 1973 eine Gesangsaus­bil­dung und waren Mit­glieder der „Col­lege For­ma­tion“. Die Stücke „Dein und mein“, „Als ich nach­her von dir ging“ und „Vom Träu­men“ mit Isa Caufn­er als Solosän­gerin wurde auf der Kom­pi­la­tions-LP „Exa­m­en in Musik“ 1973 veröf­fentlicht. 1976 grün­de­ten die vier Schwest­ern das Vokalquar­tett „Caufn­er-Col­lec­tion“. 1977 wur­den sie in der Fernsehshow Fam­i­lien-Disko vorgestellt. Iris Kaufn­er ver­ließ die Gruppe. Die Band musste sich in Caufn­er-Schwest­ern umbe­nen­nen. 1978 erschien die erste Sin­gle „Komm doch“; die Nach­folge-Sin­gle „Laß dieses „he““ wurde im sel­ben Jahr veröf­fentlicht. Für ihr Tourneep­ro­gramm „Drei unter­wegs“ wur­den sie mit dem Förder­preis des Gen­eraldirek­tors des Komi­tees für Unter­hal­tungskun­st aus­geze­ich­net. Die Caufn­er-Schwest­ern trat­en in der Fernsehshow Ein Kessel Buntes auf und gaben auch im Aus­land Konz­erte. Juliane Albrecht und Iri­na Kaufn­er trat­en bis 1987 als Duo auf, Iri­na starb 2010 an Krebs. 

Die Discografie der Damen ist über­schaubar. Wir hören „Komm doch“ von ihrer ersten Sin­gle. Ein her­rlich zwei­deutiges Stück, das mit sehr soli­dem Funk und aller­schw­er­stem Dis­co-Ein­schlag zu überzeu­gen weiß. Mehr Inter­na­tion­al­ität war in der DDR nicht möglich und mehr D.I.S.C.O. schon gar nicht. Schönes Stück!


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30 Jahre „The Queen is dead“

© Nali­nee Darmrong

Ich habe vol­lkom­men vergessen, der toten Köni­gin zum 30. zu grat­ulieren. Deshalb hier­mit nachträglich und ganz offiziell nur die besten Wün­sche zum Thron­ju­biläum: Am 16. Juni 1986 erschien „The Queen is dead“, das Über­al­bum der Smiths, da sind sich Kri­tik­er und Fans einig. Nur ich tanze ein wenig aus der Rei­he, denn mir per­sön­lich ist das Album schon beina­he zu per­fekt, genaugenom­men unheim­lich per­fekt. Deshalb höre ich lieber „Strange­ways, here we come“, möchte die tote Köni­gin aber den­noch nicht schlechtre­den: Ein großar­tiges Stück Musik(geschichte), das mich Ende der Achtziger/Anfang der Neun­ziger unzäh­lige Stun­den auf dem Walk­man begleit­et hat.


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21. Arbeiterfestspiele der DDR im Festspielkreis Haldensleben – 20. bis 22. Juni 1986

Sehr geehrter Herr Vor­sitzen­der der Kreisleitung der SED,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Genossin­nen und Genossen,
liebes Bla­sor­ch­ester des VEB Zemen­twerke Rüdersdorf!

Nach­fol­gend find­en Sie das Pro­gramm zu den 21. Arbeit­er­fest­spie­len der DDR im Fest­spielkreis Haldensleben vom 20. bis 22. Juni 1986 zur Ladung auf Ihren mikro­prozes­sorges­teuerten Personalcomputer.

Nach­fol­gend einige Höhep­unk­te aus dem geplanten Programm:
– Ausstel­lung Kon­sumgüter der Forstwirtschaft
– Singek­lub der Bezirk­sner­ven­klinik Haldensleben
– Mod­en­schau, gestal­tet durch das Dien­stleis­tungskom­bi­nat und die Konsumgenossenschaft
– Schiff­s­mod­ell­sport- und Amateurfunkaktivitäten
– Jugend­tan­z­abend mit „REPORT“ (Jugend­tanz­for­ma­tion beim VEB Stärke­fab­rik Goißen)
– Auftritt Zen­trales Bla­sor­ch­ester des Berlin­er Bauwesens
– Singek­lub der Betrieb­ss­chule des VEB Möbelkom­bi­nat Zeulenroda
– u. v. m.

Mit sozial­is­tis­chem Gruß
Ihr Genosse Amtsvorsteher

*Vie­len Dank an die Jugend­müh­le Althaldensleben für die fre­undliche Leihgabe!

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Niethose, Nietenkaiser, No Need for Nieten, Manchesterhose, Boxer, Wisent, Namedropping Galore (Jedem Zoni seine Stonie)

Eine sehenswerte Doku über die Jean­shose, die in den frühen Jahren der DDR noch „Niethose“ hieß. Ich per­sön­liche kenne sie auch noch unter der Beze­ich­nung „Man­ches­ter­hose“ (ost­deutsch aus­ge­sprochen als Männschäss­da), so hat sie mein­er Erin­nerung nach meine Oma ganz früher genan­nt. Die hat­te auch die schöne Beze­ich­nung „Hip­pie-Ball“ für eine Dis­cov­er­anstal­tung… und andere schöne Worte, deren Erwäh­nung mich hier vol­lends den Faden ver­lieren lassen würde. Jeanstime:

„Erst war die Jeans, die Jugendliche in der DDR tru­gen, noch Anlass für Schul­ver­weise und Klub­hausver­bote. Dann wurde sie, auch durch volk­seigene Pro­duk­tion in den 1980er-Jahren, zur DDR-Freizei­those schlechthin. Und doch fehlte der Jeans aus der DDR, trotz größter Anstren­gun­gen der volk­seige­nen Tex­tilin­dus­trie und des sozial­is­tis­chen Mar­ket­ings, stets eines: der Nim­bus der Echt­en aus dem West­en. Der Kult­sta­tus der amerikanis­chen Marken­jeans Levi´s oder Wran­gler blieb bei der Jugend im sozial­is­tis­chen Lager bis zulet­zt unangefochten.

Antje Thürke erlebte das für sie schi­er Unglaubliche: 1961 bekam sie als 16-Jährige ein Paket aus New York, darin eine Wran­gler Jeans. Es war ein Geschenk ihrer leib­lichen Mut­ter, von deren Exis­tenz sie erst kurz vorher erfahren hat­te. Die Hose passte sog­ar wie angegossen. Aber: Die Jeans war an der Schule nicht erwün­scht. Im näch­sten Paket aus Ameri­ka befand sich eine Elvis-Pres­ley-Kette, die Antjes Schuldirek­tor ihr wütend vom Hals riss.“

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D.I.S.C.O.

Wohin am Woch­enende? Hap­py Sta­tion spielt in der Jägerk­lause! Oder doch lieber zu Tai­fun in den Schwarzen Reit­er? Was soll’s, das The­ma ist Diskant, denn der Com­man­der spielt Stereo! Jet­zt kann uns nur noch Tom­mys Rhyth­mus­bou­tique retten!

Zuge­lassene Allei­n­un­ter­hal­ter und Dis­cos im Kreis Haldensleben (DDR)


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„Robert Smith – der depressivste Mann der DDR (äh, von England!)“

Grufties in der DDR. Ein kurzes aber schönes Fund­stück dazu bietet der nach­fol­gende Videoauss­chnitt. Grufties, die damals noch nicht Goths oder Waver oder Weißich­wie genan­nt wur­den, gab es vor und nach dem Fall der Mauer so einige in der DDR. Junge Män­ner und Frauen mit toupierten Haaren und ein­er Vor­liebe für The Cure. In ihren schwarzen Klam­ot­ten warteten sie auf die drei Cure-Songs, die zu spie­len sich der Dis­cjock­ey in der Dorfdisko erbarmte. Depeche Mode oder Die Ärzte gin­gen zur Not auch noch gut rein. Oder – aus mir heute nicht mehr nachvol­lziehbaren Grün­den – The Catchs „25 Years“. Der DJ aus unserem kleinen Kuh­dorf war übri­gens fanatis­ch­er Fan­cy-Fan. Lady of Ice und so … das machte das Warten auf The Cure in der Dorfdisko in Bül­strin­gen nicht unbe­d­ingt erträglich­er. In diesem Zusam­men­hang erin­nere ich mich auch wieder an Cam­ou­flages „The Great Com­mand­ment“ – auch dazu hot­teten wir im Rah­men unser­er Möglichkeiten…

Ich selb­st war damals auch irgend­wie so 1/4 Gruftie und hab das (ange­bliche) Robert Smith-Zitat „Das Leben ist sinn­los und deprim­ierend. Irgend­wann bud­deln sie Dich ein und vergessen Dich.“, geset­zt in Fette Frak­tur, an mein­er Zim­mer­wand hän­gend noch gut vor Augen… 😀

Hier jeden­falls jet­zt das kurze Video über Grufties in der DDR, The Cure und Robert Smith – „den depres­sivsten Mann der DDR“. 😀

[Hier gefun­den.]

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