Politik

Zwischen uns war mal eine Grenze

30 Jahre nach dem Mauer­fall sind die Fol­gen der Teilung noch immer präsent und ger­ade in den Medi­en ein immer wiederkehren­des The­ma. Dabei wird die Gren­ze und die innerdeutsche Teilung langsam zum his­torischen Ereig­nis, während die lebendi­ge Erin­nerung daran zuse­hends in den Hin­ter­grund tritt.

Das Pro­jekt „zwis­chen uns“ hat Jugendlichen aus zwei Regio­nen an der ehe­ma­li­gen Gren­ze eine Plat­tform geben, um gemein­sam auf Spuren­suche zu gehen. Was bedeutete die Gren­ze, gibt es sie noch heute, und wie kön­nte die Gren­ze ganz ver­schwinden? Wie kön­nen wir in Erfahrung brin­gen, was die Gren­ze für die Men­schen bedeutet hat, wie kön­nen wir es anderen Men­schen vermitteln?

Hier geht es zum Film auf Vimeo.

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Fieber

Krank, krank, krank. Meine Gat­tin hat mit unserem Jüng­sten gut zu tun, so muß ich mich also selb­st bemitlei­den. Früher hat sie mir in meinem Fieber­wahn die Waden gewick­elt und die Haare gekämmt, heute muß ich mich selb­st ver­sor­gen. Ich sitze im Wartez­im­mer und wir sind hier soviele, eine richtige Wartez­im­mer-Armee mit Masken und mit Fieber. JOIN THE VIRUS ARMY. Gestern habe ich das aktuelle Morrissey-„Interview“ mit Arschkriec … äh, Jour­nal­istin Fiona Dod­well auf YouTube gese­hen. Der hat auch Fieber, das Fieber eines eitlen, selb­stver­liebten Geck­os. So sad to see what has become of him, wie der Angel­sachse sagt. Aber: „DIVERSITY IS THE NEW CONFORMITY.“ Aus­nahm­sweise hat er da doch nochmal einen Nagel auf den Punkt getrof­fen. Diver­sität ist der neue Stern am gut­bürg­er­lichen Bio­him­mel, hat wohl Green­wash­ing abgelöst. Ich genese nun, macht’s gut! Und lest den let­zten Satz Joachim Hillers zur Pogen­drob­lem-Rezen­sion im aktuellen Ox!

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An der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen

Gestern haben wir die Gedenkstätte Feld­sche­une Isen­schnibbe Gardele­gen besucht. Ich war das let­zte Mal 1987 – also vor 35 Jahren – vor Ort. Und zwar mit „mein­er“ 9. Klasse der Poly­tech­nis­chen Ober­schule „Wern­er See­len­binder“. Ich hat­te meinen Kas­set­ten­reko­rder dabei und wir spiel­ten zum Gedenken an die Opfer das Lied „Unsterbliche Opfer“ ab.

Es hat sich einiges verän­dert, die Gedenkstätte ist um ein Doku­men­ta­tions- und Infor­ma­tion­szen­trum ergänzt wur­den und es gibt auf der Gedenkstätte selb­st viele sehr inter­es­sante Doku­men­ta­tion­stafeln, die das ver­brecherische Geschehen aus dem April 1945 gut beleuchten.

Die Gedenkstätte befind­et sich am his­torischen Tatort des Mas­sak­ers von Gardele­gen. Sie erin­nert an 1016 KZ-Häftlinge aus vie­len europäis­chen Län­dern, die dort am 13. April 1945 in ein­er Feld­sche­une unweit der Hans­es­tadt Gardele­gen ermordet wur­den. Zum Gelände gehört auch der Ehren­fried­hof, auf dem die Opfer des Mas­sak­ers beige­set­zt sind.

Einen infor­ma­tiv­en Artikel zum Ablauf gibt es auch in der Wikipedia.

Ins­ge­samt ein bek­lem­mender Besuch an einem bek­lem­menden Ort. Das graue reg­ner­ische Wet­ter passte per­fekt dazu.

Die Öff­nungszeit­en der Gedenkstätte sind sub­op­ti­mal, ich führe sie hier mal auf, falls jemand einen Besuch pla­nen möchte.

Dien­stag bis Don­ner­stag: 09:00 — 12:00 Uhr und 13:00 — 15:30 Uhr
Fre­itag: 9:00 — 13:00 Uhr

Jeden let­zten Son­ntag im Monat: 13:00 — 14:45 und 15.00 — 17:00 Uhr.

An Feierta­gen ist das Doku­men­ta­tion­szen­trum geschlossen.

Nie wieder Faschismus!

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Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Berlin (Hauptstadt der DDR)

Seit gestern läuft eine sehr inter­es­sante 3‑teilige Doku­men­ta­tion in der ARD-Mediathek. „Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ zeich­net den Weg der west­deutschen Band zu zwei „Geheimkonz­erten“ im Osten der Repub­lik nach: 

Kurz nach ihrer Grün­dung an Ostern 1982 führte die west­deutsche Punk-Band „Die Toten Hosen“ die Stasi an der Nase herum: Die Musik­er Campino, Andi, Bre­iti, Kud­del und Tri­ni geben ein Geheimkonz­ert in ein­er Kirche, mit­ten in der dama­li­gen DDR. In „Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ von Mar­tin Groß wird dieses einzi­gar­tige Ereig­nis nun zum ersten Mal umfassend erzählt. Mit ent­deck­en­dem doku­men­tarischem Blick fol­gt der Film bish­er vergesse­nen Hin­weisen, spürt unmit­tel­bar Beteiligte auf und fördert ungewöhn­liche Momente zu Tage.

Quelle

Ein Film, der aber mehr als ein Bericht über ein ille­gales Konz­ert im Osten ist. Es geht um Punk im Osten und die Angst, die die Stasi und die DDR-Oberen davor hat­ten. Im Mit­telpunkt der Doku ste­ht neben den Hosen auch eine DDR-Punkband: Plan­los.

Man muss noch nicht ein­mal Fan von Punk oder den Toten Hosen sein, um sich für diese 75-minütige Doku zu inter­essieren (am 13. April um 22.50 Uhr im Ersten; bere­its ab 10. April, dem Band-Geburt­stag, in der ARD-Mediathek als 90-Minüter in 3 Fol­gen). Denn „Auswärtsspiel“ ist auch eine Ver­beu­gung vor den aufmüp­fig-muti­gen Ost-Musik­erkol­le­gen der Hosen – und „ein Stück Zeit­geschichte, jet­zt ganz von Punkrock unab­hängig“, wie Gitar­rist Michael „Bre­iti“ Bre­itkopf feststellt.

Was ist also passiert, damals vor fast 40 Jahren, in der Haupt­stadt der dama­li­gen DDR? Eine Rück­blende. Knapp ein Jahr nach der hal­bof­fiziellen Band­grün­dung mit einem Bre­mer Debütkonz­ert im April 1982 gelingt den Toten Hosen ein frech­er Coup: Vor­bere­it­et durch den gewieften britis­chen, in Berlin leben­den Musik­man­ag­er Mark Reed­er (wurde später mit dem Tech­no-Plat­ten­la­bel MFS bekan­nt), führen Campino, Andi, Bre­iti, Kud­del und Tri­ni die DDR-Stasi an der Nase herum.

Das Ziel der Reise ist die Erlöserkirche in Ost-Berlin in Rum­mels­burg, die unter mis­strauis­chen Blick­en des real­sozial­is­tis­chen Staates Blues- und Rockmessen aus­richtet. Gemein­sam mit den von DDR-Punks bere­its bewun­derten Toten Hosen tritt die Ost-Band Plan­los um Sänger Michael „Pankow“ Boehlke und Schlagzeuger Bernd Michael Lade auf (der nach der Wiedervere­ini­gung als „Tatort“-Kommissar Erfolg haben wird). Die Instru­mente und die Anlage für das cir­ca halb­stündi­ge Konz­ert wur­den von Plan­los gestellt. Anzahl der Zuschauer: 25.

„Auswärtsspiel“ erzählt nun mit Sen­si­bil­ität und Witz die Geschichte dieser Begeg­nung zweier Wel­ten und des ille­galen Punk-Auftritts in sel­te­nen Archivauf­nah­men und aktuellen Inter­views. Wo Film­doku­mente fehlen, wird die Erin­nerung auch mal mit Car­toons nachge­bildet. „Ost-West durch die Brille des Punk“, so erk­lärt Regis­seur Mar­tin Groß den Anspruch seines Films.

Zu den emo­tionalen Höhep­unk­ten gehören die Wiederzusam­men­führung der Musik­er und ein Trib­ute-Konz­ert der Hosen in der Berlin­er Kirche, man sieht Trä­nen glitzern. Die Rolle des Buh­mannes übern­immt ein Ex-Stasi-Mitar­beit­er, der auch auf die Punkszene ange­set­zt war – man fühlt gle­ich­wohl Respekt dafür, dass er sich mit sein­er Sicht der Dinge, die sich bis heute nicht geän­dert hat, ein­er Kam­era gestellt hat, dem Gespräch mit Campino. „Ich bin beteiligt wie viele andere an einem Teil der Sys­temau­seinan­der­set­zung“, sagt der Stasi-Mann über seine Arbeit. „Ich sitze jet­zt auf der Ver­lier­er­seite dieser Sys­temau­seinan­der­set­zung.“ Allein das kurze Gespräch zwis­chen Stasi-Mann Briske und Campino ist das Anse­hen wert.

Heute ist klar, dass der Auftritt der Toten Hosen Anfang der 80er-Jahre zusam­men mit (den später von der Stasi per­fide kalt­gestell­ten) Plan­los für die Ost-Punkszene ein Sig­nal der Sol­i­dar­ität war. Im Film sagt Campino: „Das war so ’ne Art Unter­grundp­fadfind­er­tum, was ich mein Leben lang geil fand.“ Und Plan­los-Drum­mer Lade meint: „Das war alles schon Vor­musik auf den Unter­gang der DDR.“

Nicht nur in der TV-Doku­men­ta­tion fällt auf, wie tief sich die Toten Hosen vor ihren Ost-Kol­le­gen verneigen. „Durch dieses Film­pro­jekt ist zu sehen, was für geniale Typen diese Plan­los-Jungs waren“, bekräftigt Campino. Dass sich die jun­gen Musik­er in der DDR nie haben kor­rumpieren lassen – „das beein­druckt mich nach wie vor“, so der Hosen-Sänger. „Gegen euch sind wir wirk­lich nur ein Kindergeburtstag.“

Und Hosen-Gitar­rist Bre­iti ergänzt: „Dass sie sehr mutig waren und ein viel härteres Pro­gramm hat­ten als wir jemals auch nur annäh­ernd, das war uns immer bewusst. (…) Bei uns war klar: Wenn das Ganze auf­fliegt, dann lan­den wir für eine Nacht in ein­er Arrestzelle und dann wer­den wir wieder raus­geschmis­sen. Aber für alle Leute im Osten hätte das ganz andere Kon­se­quen­zen gehabt.“

Prädikat: Abso­lut sehenswert!

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Die Wende im TV

Man weiß dieser Tage gar nicht mehr, was man zuerst schauen soll; so sehr über­bi­eten sich die ost­deutschen Region­alsender mit Sendun­gen zu „30 Jahre Wende“. Deshalb hier nur fol­gen­der Hin­weis: Seit heute früh zeigt der RBB immer um ca. 6.00 Uhr die „Aktuelle Kam­era“ von jew­eils vor 30 Jahren tagge­nau, ungeschnit­ten und in voller Länge.

Am Dien­stag­mor­gen, 5. 11., ab 1.15 Uhr zeigt der RBB nochmal die größte Demon­stra­tion, die jemals in der DDR stattge­fun­den hat: „Die größte Demon­stra­tion in der Geschichte der DDR am 4. Novem­ber 1989, organ­isiert von Kün­stlern und Kul­turschaf­fend­en, richtete sich nach den Polizeiexzessen vom Okto­ber im ganzen Land nun expliz­it gegen weit­ere Gewalt und für die in der Ver­fas­sung der DDR fest­geschriebe­nen Rechte eines jeden Bürg­ers auf u.a. Presse‑, Mei­n­ungs- und Ver­samm­lungs­frei­heit. Auf der Abschlusskundge­bung auf dem Alexan­der­platz vor einem Meer aus Men­schen ergrif­f­en das Wort neben den Organ­isatoren, den Berlin­er The­ater­ma­ch­ern wie Ulrich Mühe, Jan Josef Liefers oder Hein­er Müller, den Schrift­stellern Christa Wolf, Ste­fan Heym und Christoph Hein, den Bürg­er­rechtlern wie Mar­i­anne Birth­ler, Jens Reich oder Friedrich Schor­lem­mer, auch Mit­glieder der alten Nomen­klatu­ra wie Ex-Geheim­di­en­stchef Markus Wolf oder der Berlin­er SED-Boss Sch­abows­ki, dessen Zettel nur fünf Tage später welt­berühmt wurde. Die Kundge­bung endete nach gut drei Stun­den unter dem aufreißen­den Novem­ber­him­mel mit der Auf­forderung von Stef­fi Spi­ra an die alten Genossen: „Abtreten!!!“ Sehen sie die dama­lige Live-Über­tra­gung des frisch gewen­de­ten DDR-Fernse­hens in voller Länge als einzi­gar­tiges his­torisches Dokument.“

Das ver­spricht eine inter­es­sante Zeitreise zu werden.

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