Ich bin ein gutmütiger Trottel. Wenn die Zeugen Jehovas an meiner Tür klingeln (was in der Vergangenheit regelmäßig vorkam), lasse ich mich in ein Gespräch verwickeln und bleibe unverbindlich aber professionell freundlich. Den Wachturm habe ich trotz der Absurdität des Inhalts immer gern „gelesen“, kündet er doch von Neuigkeiten aus einer Welt, die mir auf immer verschlossen und unverständlich bleiben wird.
In der jüngsten Ausgabe gibt es eine epische Abhandlung zum Thema „Unreine Gedanken“. Darin wird geraten, bei Aufkommen jeglicher schmutziger Gedanken zu beten oder sich mental anderweitig abzulenken. Ein guter Rat, wie ich finde, denn es wird ohnehin viel zu viel ans Poppen gedacht. Eßt mehr Obst, fahrt mehr Rad und schaut bei erotischen Bildern sofort ganz woanders hin. Und wenn nichts mehr geht, hilft beten. Maria hilft.
Hmm. Ich hab ehrlich gesagt noch nie in Betracht gezogen, den Wachturm einmal nicht abzulehnen… Aber blöd ist der Gedanke nicht mit dem „Einblick in eine andere Welt“! Kommen die dann öfter wenn man den annimmt? Denn da müsste man dann abwägen!
All along the watchtower … all I got was a red guitar. Du hast schon ganz Recht, wenn Du sagst, man müsse nicht an jeder Mülltonne schnuppern. Doch sind wir nicht alle Suchende, die suchen um zu finden? Oder sind wir eher Findende, die suchten und doch nie fanden? Eine Frage höchstphilosophischen Ausmaßes, die Kraft ihrer Wassersuppe geneigt ist, mir den zarten Kopf zu zersprengen. Bevor es soweit kommt, lieber ein Glas Wasser und etwas Gemüse. Es ist nie zu spät, neu anzufangen.