Wenn ich einmal tot bin…

… möge man mich so ehren, wie es die Gemeinde Gabel­bach mit ihrem Heimat­po­et­en Rudolf Baum­bach tat: Man trauer­prozes­sion­ierte eine geschla­gene Woche lang. Der Trauerzug wurde von mehreren Blu­men­wa­gen aus Mess­ing ange­führt, gezo­gen von geschmück­ten Ziegen­böck­en. Es gab Frei-Cola für alle und man sang die lustig­sten Lieder der Smiths. Am Ende der Trauer­feier­lichkeit­en enthüllte man dem Gemein­de­po­et­en ein Denkmal.


Der Rit­ter und die Nixen
Rudolf Baumbach

Zwölf Rit­ter rit­ten durch am Wald
Mit Schw­ert und Schild und Sporen;
Sie scherzen und lachen und haben bald
Den recht­en Weg verloren.

Und plöt­zlich sehen sie durch den Tann
Ein stilles Wass­er blinken;
Sie reit­en hinzu, sie hal­ten an
Und lassen die Rösslein trinken.

Da rauscht das Schilf und schwankt und nickt,
Die Wasserlilien sich neigen,
Und aus dem See korallengeschmückt
Zwölf schöne Nix­en steigen.

Die Rosse zit­tern und schnauben bang,
Die Rit­ter star­ren und schauen,
Da tönt bestrick­ender Gesang
Vom Mund der Wasserfrauen.

»O fol­get uns in unser Reich,
Rot­wangige Erdensöhne;
Unsterblichkeit ver­lei­hen wir euch
Und ewige Jugendschöne.

Es kann ja doch die höch­ste Lust
Auf Erden nicht gedeihen;
Ihr find­et sie an unsr­er Brust,
Bei uns, den Wasserfeien.

Was euer Herz sich wün­schen mag,
Ihr findet’s auf dem Grunde;
Zum Augen­blick wird euch ein Tag,
Das Jahr zu ein­er Stunde.

In unserm kühlen Aufenthalt
erwarten euch Freuden und Wonnen,
Soviel als Nadeln ein Tannenwald
Und Tropfen zählt ein Bronnen.« –

Die Rit­ter hören’s, es wallt ihr Blut,
Sie sprin­gen behend vom Pferde.
»Wir fol­gen euch, Nix­en, in die Flut;
Fahr wohl, du staubige Erde!«

Da raschelt das Laub, und die Rit­ter sehn
Auf ein­mal einen braunen,
Dick­köp­fi­gen Waldzw­erg vor sich stehn,
Darob sie aufs neue erstaunen.

Das Zwer­glein hebt die Hand und spricht:
»Lasst guten Rat euch sagen:
Gehorcht den Wasser­frauen nicht,
Ihr müsstet’s bald beklagen.

Wahr ist es, was man euch verhiess,
Man hat euch nicht belogen;
Es liegt ein blühend Paradies
Im Schoss der blauen Wogen.

Es warten euer auf dem Grund
Viel Wonne und Vergnügen
Doch etwas hat der Nix­en Mund,
Gar weis­lich euch verschwiegen.

Es har­ren eur­er kampfbereit –
Erzit­tert, kühne Ritter,
behaftet mit Unsterblichkeit,
Zwölf Nixenschwiegermütter.«



6 Kommentare zu „Wenn ich einmal tot bin…“

  1. jule wäscht sich nie

    wenn das tat­säcjlich vom Rudolf ist bin ich beein­druckt. Und wenn es dein Werk ist: „Bring bitte einen Gedicht­band raus!“ Danke.

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