Der gute Landfilm: Boxhagener Platz

Box­ha­gen­er Platz ist die Ver­fil­mung eines Romans von Torsten Schulz. Im Mit­telpunkt ste­hen der zwölfjährige Hol­ger (Samuel Schnei­der) und seine Eltern (Meret Beck­er als unter­forderte Ehe­frau mit West-Sehn­sucht und Jür­gen Vogel als klein­er, strom­lin­ien­för­miger Volk­spolizist), vor allem aber seine Oma Otti, gespielt von der The­ater­schaus­pielerin Gudrun Rit­ter. Und die ist in dieser Rolle so ein­nehmend, dass man ihr in den ersten Minuten des Films ganz geban­nt zuschaut. Oma Otti hat schon mehrere Ehemän­ner unter die Erde gebracht, und ihr aktueller liegt auch schon entkräftet im Bett. Die Avan­cen des Witwers Karl (Michael Gwis­dek), eines alten Spar­takus-Kämpfers, kom­men ihr da ger­ade recht, auch wenn sie das erst­mal nicht zugibt, denn Oma Otti ken­nt sie ja, die Män­ner. Das Ensem­ble wird noch ergänzt durch alte Nazis, fiese Stasi-Offiziere und pro­le­tarische Alko­ho­lik­er. Es geht volk­stüm­lich zu, wie auch in der Buchvor­lage, und Regis­seur Mat­ti Geschon­neck ist geschickt darin, diese Atmo­sphäre irgend­wo zwis­chen Schwank und his­torisch­er Akku­ratesse zu erschaf­fen. Neben der Geschichte der DDR und – in der von Michael Gwis­dek gespiel­ten Fig­ur – des ihr voraus­ge­hen­den Straßenkampfes der, so heißt es häu­figer, „wahren Kom­mu­nis­ten“, wer­den auch noch andere Zeit­e­in­flüsse wie die West­ber­lin­er Stu­den­ten­re­volte und der niedergeschla­gene Prager Früh­ling hineinge­woben. Anders als Good Bye, Lenin! (2003) von Wolf­gang Beck­er oder auch Son­nenallee (1999) von Lean­der Hauß­mann huldigt Box­ha­gen­er Platz aber nicht der Ostal­gie, son­dern eher ganz all­ge­mein dem Pro­le­tari­at. (Quelle)

Box­ha­gen­er Platz ist eine feine Liebe­serk­lärung an das Berlin­er „Kiezge­fühl“. Witzig, lakonisch, sen­ti­men­tal, gut. Einziges Manko: Jür­gen Vogel ist lei­der eine völ­lige Fehlbe­set­zung. Er wirkt viel zu jung und wenig authen­tisch, man nimmt ihm wed­er den Vater noch den Volk­spolizis­ten ab. Anson­sten pri­ma Film­chen, Empfehlung!

filmstarts.de
kino.de

1 Kommentar zu „Der gute Landfilm: Boxhagener Platz“

  1. ui, das sieht doch mal nach nem lusti­gen film­chen aus und so viele schaus­piel­er die man aus anderen fil­men ken­nt, tolle sache das 🙂
    ist Mat­ti Geschon­neck der Sohn von Erich? tat­säch­lich … wusste ich gar nicht, dass der filme macht …

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