Julia Marcell

Ger­ade frisch ent­deckt und dem geneigten Pub­likum vor die Füße gewor­fen: Julia Marcell. 

Die pol­nis­che Sän­gerin, inzwis­chen in Berlin behei­matet, begeis­tert durch nach eigen­er Def­i­n­i­tion durch „Clas­si­cal Punk“. Man kön­nte es auch eine Mis­chung aus Tori Amos und Regi­na Spek­tor nen­nen, gewürzt mit ein­er Prise osteu­ropäis­chem Charme und ordentlich Melan­cholie. Die Songs sind durch­weg großar­tig, ein Video und weit­er­führende Links am Ende des Artikels.

Inter­es­sant ist auch ihr kün­st­lerisch­er Werde­gang, ins­beson­dere die Finanzierung des ersten Albums betr­e­f­fend. Dazu ein langer aber lesenswert­er Auss­chnitt aus ihrem Promotext:

JuliaSi-Fi08Mein Name ist Julia und ich schreibe Songs – zumin­d­est wenn ich nicht ger­ade singe, denn den größten Teil mein­er Zeit singe ich ein­fach — meist Sachen, die mir ger­ade ein­fall­en. Manch­mal entste­hen aus diesen kleinen Melo­di­en eigene Stücke, die ich als klas­sis­che Punksongs empfinde. Klas­sisch wegen meines Ansatzes und Punk bezüglich der Aus­führung. Meis­tens han­delt es sich um Geschicht­en und ich mache sie ein­fach, damit jed­er sie ver­ste­hen kann, jedoch nicht zu ein­fach um sich­er zu gehen, daß jed­er sie auf seine Art ver­ste­ht. Um den sehr unter­schiedlichen und aus vie­len Ein­flüssen ent­stande­nen Song-Geschicht­en ein aus­gle­ichen­des Moment ent­ge­gen­zuset­zen, halte ich die Instru­men­tierung maßvoll — natür­liche, organ­is­che Klänge, Stre­ich­er, handge­spielte Klavier­noten und eine flüsternde, mitreis­sende und atmende Stimme bilden die Klang­welt, die mich fasziniert. Begonnen hat meine Geschichte mit ein­er Gitarre, mir selb­st und dem großen Chaos. In der Früh­phase ent­standen daraus 200 Songs, von denen ich zum Glück die meis­ten schon wieder vergessen habe. Mein per­sön­lich­er Urk­nall war der Moment in dem mir klar wurde, daß ich ohne ein Klavier nicht würde weit­er­leben kön­nen, also kaufte ich mir im Feb­ru­ar 2006 eines — ein bil­liges Yama­ha-Dig­i­tal-Piano mit immer­hin gewichteten Tas­ten. Ich entsch­ied mich schließlich das Klavier­spiel zu ler­nen und in mein­er Vorstel­lung spielte ich nach Noten von Chopin, Bach und Beethoven, doch dann war das erste Stück, das ich auf dem Klavier spielte doch mein eigenes. Ich begann wie ver­rückt Songs zu schreiben und spürte das Ver­lan­gen diese in irgen­dein­er Form zu veröf­fentlichen. Eins führte zum anderen, ich wählte einige mein­er Lieblingsstücke aus, entwick­elte Stre­ich­er-Arrange­ments, heuerte ein paar Musik­er an und ging voller Hoff­nung ins Stu­dio eines Fre­un­des um sie aufzunehmen. So ent­stand die 5‑Song-EP „Storm“ und als näch­ster logis­ch­er Schritt eine MySpace-Seite. Zu dieser Zeit entsch­ied ich mich, Musik nur für mich zu machen und nichts zu erwarten, außer vielle­icht ein paar Auftrit­ten. Bald jedoch ent­deck­te ich, daß ich besessen von Musik war und sich jed­er mein­er Gedanken darum drehte. Ich fing an Melo­di­en in Eisen­bah­ngeräuschen und Rhyth­men im TV-Rauschen zu hören und es fiel mir schw­er, meine Aufm­er­samkeit nicht kom­plett jeglich­er Art von Musik zu wid­men. Ich hat­te meine eigene Welt, das Inter­net wurde mein Ver­bün­de­ter, hier kon­nte ich Musik hören, die mich über­wältigte ohne auf das Ange­bot in mein­er direk­ten Umge­bung beschränkt zu sein. Ich hat­te eine Schatzin­sel ent­deckt und wollte nichts mehr als dort nach Gold zu graben. So stieß ich auf die Web­site Sell­a­band, auf der soge­nan­nte „inde­pen­dent“ oder „ver­tragslose“ Träumer wie ich Geld von Fans sam­meln kön­nen um ein Album zu pro­duzieren. Natür­lich wollte ich nichts mehr als das! Ich wollte ein Album aufnehmen obwohl ich gar keine wirk­lichen Fans hat­te, zumin­d­est nicht genü­gend. Die Summe von 50.0000$ zu sam­meln erschien mir undenkbar, doch nach drei Monat­en und drei Tagen hat­ten 657 Leute aus der ganzen Welt 50.000$ in mein zu erwartendes Album investiert! Es war sur­re­al, ein Rich­tungswech­sel in meinem Leben! Im Jan­u­ar 2008 ging ich nach Berlin um zusam­men mit dem Pro­duzen­ten Moses Schnei­der, den Musik­ern der „Storm EP“, die inzwis­chen meine Stre­ich­er-Band und Fre­unde gewor­den waren, und anderen wun­der­baren Tal­en­ten mein Debüt-Album aufzunehmen. Das Ergeb­nis ist fan­tastisch, roh und voller Energie, aufgenom­men ganz klas­sisch während die Musik­er zusam­men spie­len. Alle ver­meintlichen Nebengeräusche, vom qui­etschen­den Stuhl bis zum Atmen des Raumes wur­den belassen, weil sie das Ganze nur noch bess­er und echter gemacht haben. Ich habe das Album „It might like you genan­nt“, denn das ist genau das worum es geht – wenn Du Dich drauf ein­lässt, bere­it für die Begeg­nung bist und Deine Erwartun­gen draußen abgib­st, kön­nte es Dich mögen. Für immer. (Quelle)

Hier ein tolles Video vom Song Bil­ly Elliot. Für ungeübte Ohren vielle­icht ein wenig irri­tierend, ich garantiere allerd­ings, daß man den Song nach spätestens 3 Durch­läufen nicht mehr aus den Ohren bekommt.

Granaten­stark! Das Album habe ich vor lauter Begeis­terung ger­ade bei Ama­zon bestellt. Hier noch einige weit­er­führende Links:

Offizielle Home­page
Myfuck­in­space
Live @ Rock­palast (Konz­er-Stream vom 23. Dezem­ber 2008 in voller Länge!)
Storm-EP auf last.fm kosten­los hören
It might like you — Das Album auf last.fm kosten­los hören


5 Kommentare zu „Julia Marcell“

  1. Ja, klingt sehr nett, auch schon beim ersten Mal…Billy Elliot, war das nicht so ein dahin schmelzen­der Film über einen Jun­gen der gern tanzen wollte?

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