Kurze Tage und gefährliches Halbwissen

Meine Fresse, ist das dunkel. Wenn ich um kurz nach 6 das Haus ver­lasse und kurz vor halb fünf wiederkomme, umgibt mich nachtschwarze Dunkel­heit. Wobei ich manch­mal (je nach Verkehrs­dichte auf der Auto­bahn) auch schon vier­tel fünf zuhause bin. Für alle west­deutschen Mitleser: Das ist vier­tel nach vier. Dann jeden­falls ist es noch nicht ganz dunkel, aber es däm­mert. Und zwar gewaltig. Lei­der nicht in meinem Ober­stübchen, wo ein bißchen Däm­merung gele­gentlich ganz hil­fre­ich sein kann. Nein, es däm­mert am Firmament.

Die Tage wer­den also kürz­er, und zwar bis kurz vor Wei­h­nacht­en. Dann wer­den sie wieder länger. Zeit wird’s. Eine alte Bin­sen­weisheit lautet: Man soll mit der Zeit leben. Also im Som­mer die Nacht fast zum Tag machen und im Win­ter die Bude aufräu­men, sich heimelig ein­richt­en, Wände deko­ri­eren und den Kamin anschmeißen. Sich leck­er warmes Essen kochen, mal wieder den Tisch abwis­chen und aus­giebige Voll­bäder nehmen. Die let­zte Bas­tion des arti­gen Mit­teleu­ropäers ist sein Badez­im­mer, die einzige Ein­schränkung von Glück, Vol­lkom­men­heit und Ruhe sind die Energiepreise. Aber das kriegen wir schon irgend­wie geregelt. Ich stelle Rück­zug­s­ten­den­zen fest, pri­vat wie gesamt­ge­sellschaftlich. Die bösen Geis­ter hal­ten uns auf Trab bzw. vielmehr in Schock­starre, soll ich bere­its Absicht ver­muten oder ist alles nur Zufall? Kön­nte man eventuell davon aus­ge­hen, daß wenn kein Geld für Ver­lus­ti­gun­gen jeglich­er Art außer­halb der eige­nen vier Wände übrig­bleibt, der Rück­zug qua­si von höher­er Stelle geplant sein kön­nte? Kom­pliziert­er Schach­tel­satz, aber ihr denk­enden Indi­viduen da draußen, wißt schon was ich meine.

Kom­men wir nun zum gefährlichen Halb­wis­sen: Heinz-Rudolf Kun­ze. War der nicht mal maßge­blich an dieser Deutschquoten-Diskus­sion beteiligt? Wollte der nicht irgend­wie per Verord­nung vorschreiben lassen, daß 104 Prozent des Dudel­funk-Mülls deutschsprachig sein müssen? Ich glaube, mich an diese unselige Diskus­sion erin­nern zu kön­nen. Dabei ist die Lösung zu ein­fach: Macht doch ein­fach gute Musik mit guten Tex­ten, von mir aus auch in deutsch. So wie z. B. die neue Sin­gle vom HRK, das ist doch schon mal ein guter Anfang. Hier schließt sich der Kreis, alles was ich will sind län­gere Tage. Pron­to, bittschön!


10 Kommentare zu „Kurze Tage und gefährliches Halbwissen“

  1. Heimeligkeit stellt sich mit Zufrieden­heit ein, oder? Vielle­icht kann man sie mit einem bren­nen­den Kamin, man­gels Kamin ein­er bren­nen­den Nach­bar­woh­nung auch erzwin­gen. Der Heinz, der Rudolf, der Kun­ze kann jeden­falls nicht dazu beitra­gen dass hier Heimeligkeit anstelle von Sor­gen und Geschäftigkeit tritt … aber gut, ihr müsst ihn ja gut finden 😉

  2. Jule wäscht sich nie

    Win­ter ist Kapit­u­la­tion, Som­mer Revolution..so machens auch schon die Tiere. Und da halte ich mich dran. Lasst uns den Tag zur Nacht machen und die Nacht auch. Nacht immerzu und sowieso. Nur schnee ist schöner.

  3. Die „bren­nende Nach­bar­woh­nung“ hat mir gefall­en. :mrgreen: Den Heinz, den Rudi, den Kun­zi mag ich übri­gens gar nicht, ich glaube sog­ar, der muß pri­vat ein ziem­lich­er Unsym­pa­th sein. Schaus­piel­ern kann er auch nicht, wie man im Video gut sieht. 😉 Der Song jeden­falls gefällt mir gut.

  4. Schön­er Mann. Torsten, Du hörst zuviel Radio Nieder­sach­sen. Ab Fre­itag muss ich wieder zur Arbeit — ich werd dann wohl Uhrsleben auch nur am Woch­enende bei Licht sehen… 

    4 Minuten vor dreivier­tel nach 6, ich hab’s verstanden 😀

  5. „[…] Wobei ich manch­mal […] auch schon vier­tel fünf zuhause bin. Für alle west­deutschen Mitleser: Das ist vier­tel nach vier. […]“

    Frech­heit!
    Meinst Du, nur Ossis kön­nen die Zeit vernün­ftig ansagen?
    Franken+Bayern machen das genau­so, wie’s in B‑W aussieht weiß ich nicht, aber ich denke, mich erin­nern zu kön­nen, dass das die Saar­län­der auch sagen(?)

    m.

  6. Wo im Artikel ste­ht, daß eine der bei­den Vari­anten vernün­ftiger ist?! Nir­gend­wo. Ich hab’s nur für die unzäh­li­gen mitle­senden Nieder­sachen „über­set­zt“, die sagen näm­lich „vier­tel nach/vor“.

  7. Nach­trag: Zum gelink­ten Clip sag‘ ich jet­zt mal lieber nix — hab’s immer­hin bis 1:50 aus­ge­hal­ten *schüt­tel*

    …Wo’s doch wirk­lich einige in diesem Land gibt, die gute Texte machen
    [flame mode on]
    im Gegen­satz zu der pseudoin­tellek­tuellen Papp­nase dort oben
    [flame mode off]

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