MTV get off the air

„MTV get off the air“ sang Jel­lo Biafra einst. Sein Wun­sch hat sich über die Jahre erledigt, bzw. selb­st über­holt. MTV stre­icht in Zuge eines radikalen Sparpro­gramms den let­zten Rest redak­tioneller Beiträge aus dem Pro­gramm und wird in Zukun­ft wohl auss­chließlich aus Soaps, Klin­gel­ton­wer­bung und gele­gentlich eingestreuten Musikvideos beste­hen. Das diese Zukun­ft eine beson­ders dauer­hafte sein wird, muß bezweifelt werden.

Stand MTV einst für Rel­e­vanz, Stil­bil­dung und gele­gentlich sog­ar für Rebel­lion, ist der Sender in den let­zten Jahren zuse­hens zur Dauer­werbe­sendung verkom­men. Inno­v­a­tive For­mate wie „MTVs Most Want­ed“ oder „120 Min­utes“ sind schon länger in der Versenkung ver­schwun­den und mit den „MTV News“ und „MTV Mas­ters“ fol­gen nun die let­zten bei­den noch anse­hbaren Pro­grammteile. Ray Cokes und Paul King sind schon längst in der Versenkung ver­schwun­den, und mal ehrlich: Kann mir jemand aus dem Ste­greif einen MTV-Mod­er­a­tor außer Her­rn Kav­ka nen­nen? Eben.

Immer­hin bleibt eine gute Nachricht: Zeit­gle­ich mit der Radikalverk­nap­pung des Fernseh­pro­gramms hoben die Ver­ant­wortlichen den Web­di­enst MTV Music aus der Taufe, ein umfan­gre­ich­es Video­por­tal mit großer Auswahl und in guter Bildqualität.

Auf Wieder­se­hen, Musikfernsehen.


3 Kommentare zu „MTV get off the air“

  1. Jule wäscht sich nie

    Ich bin in Trauer ob des Ster­bens von Fernse­hen, Büch­ern und CDs und Zeitun­gen. Trau­rig weil es scheint als ubernähme dieses kalte Gerät vor dem ich ger­ade sitze mit dem Anschluss in die Welt bald die Herrschaft über unseren gesamten All­t­ag und unser soziales Leben.

    Also gedenke ich den Zeit­en, als man Briefe schrieb, Zeitungsa­bos hat­te, ges­pan­nt auf die neue CD der Lieblings­band wartete, zum einkaufen noch raus musste, Konz­ertkarten am Schal­ter kaufte und tele­foniert wurde anstatt zu chatten…das musste jet­zt mal sein.

  2. Alles halb so wild. Große Teile des Fernse­hens müssen sich über ihr Ster­ben nun wirk­lich nicht wun­dern, Reich-Ran­ic­ki hat vol­lkom­men recht. Büch­er wer­den ewig leben und auf neue CDs freue ich mich gele­gentlich immer noch. Ich habe eine Tageszeitung im (Woch­enend only)-Abo, denke darüber nach, die Neon zu abon­nieren und schreibe gele­gentlich Postkarten. Zum einkaufen muß ich immer noch raus, weil kein ver­dammter Liefer­di­enst in die Pam­pa liefert. 😉 Konz­ertkarten für regionale Konz­erte kaufe ich immer noch an der Abend­kasse. Tele­foniert hab ich noch nie beson­ders viel, gechat­tet allerd­ings auch nicht. Alles fein! 😆

  3. Es stellt sich die prinzip­ielle Frage, ob sich MTV mit diesen Pimp My Ride und ähn­lichen For­mat­en nicht ins eigene Knie geschossen hat. Anscheinend kommt kein Sender mehr ohne Real­i­ty-For­mate und Soaps aus. Wenn diese jedoch auch das „Musik­fernse­hen“ dominieren, dann ver­liert sel­biges seine ure­igen­ste Bes­tim­mung. Wenn Wer­bung dann auch noch lediglich aus pen­e­tran­tem Klin­gel­ton-Abo-Wahnsinn beste­ht, dann wer­den damit ser­iösere Wer­bekun­den abgeschreckt. Eigentlich kön­nte jed­er Fritz Meier oder Hans Müller mit gesun­dem Hausver­stand auch MTV Deutsch­land wieder als trendi­ge, inter­es­sante Marke etablieren. Aber anscheinend will dies MTV gar nicht. Vielle­icht will man als Kinder- bzw. Unter­schicht­en­fernse­hen sein Dasein weit­er­fris­ten. Und der Inter­net-Zug ist wohl schon abge­fahren, da offerieren Platzhirsche wie YouTube doch mehr.

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