Gut eine Stunde vor Mitternacht kreischten die Katzen und bellten die Hunde unaufhörlich durch des Dorfes dunkle Gassen; so daß ich mich bereits frug, ob eventuell ein Erdbeben oder ähnliches Unbill in seinen besten Anzug schlüpfte, um mein Dorf in den kommenden Stunden mit einem außerplanmäßigen Besuch zu beglücken: Grüß Gott, Gevatter Erdbeben, mein Name! Unsere lieben Kollegen, die Haus‑, als auch unsere nicht ganz so lieben Kollegen, die Wildtiere, sind in der Lage, Unheil bereits vor dem Eintreffen desselben zu erkennen und entsprechend anzuzeigen. Allerdings beschränkt sich diese Fähigkeit auf das Erkennen natürlicher Gefahren, wie oben erwähnter Erdbeben, jedoch leider nicht auf unvorhergesehenen Schrecken rein menschlicher Natur. Niemand — ich wiederhole: NIEMAND! warnt dich vor der buckeligen Verwandtschaft, wenn selbige sonntags unangekündigt um spätestens 8.30 Uhr — nein, nicht an der Türe klingelt! — sondern bereits mit einem Bein im Schlafzimmer steht, in dem ich mich zu angebener Zeit aufzuhalten pflege. Ich werde mir zu diesem Zwecke ein Meerschweinchen abrichten. Über die Fortschritte halte ich euch auf dem laufenden.
Euer Meerschweinchen-Bändiger
P. S. Das befürchtete Erdbeben ist nicht eingetroffen, oder die Vorwarnzeit der Tiere ist > 24 Stunden. Vielleicht ja morgen…