Vor 20 Jahren: Depeche Mode in der Berliner Seelenbinder-Halle.
In der Halle warten 6000 Fans. Seinen vorsorglich mitgenommenen FDJ-Ausweis kann der 16-jährige Sascha Lange stecken lassen: Nichts deutet auf eine Geburtstagsparty der FDJ hin. Statt blauer Hemden fiebern schwarz gekleidete Depeche-Mode-Doubles dem Auftritt entgegen. Die DDR ist an diesem Abend unendlich weit weg. In Grund und Boden gebuht, verlässt die ostdeutsche Vorband Mixed Pickles die Bühne. Um 20.08 Uhr ist es endlich so weit: Als Sänger Dave Gahan „Good evening, East Berlin“ in den Saal ruft, drückt Rocco Ganzert aufgeregt die Aufnahmetaste seines Kassettenrekorders. Nicht wenigen Fans laufen Tränen über das Gesicht. „Wir rasteten total aus“, erinnert sich Sascha Lange. „Dieses Glück, diese Freude. Depeche Mode in der DDR — und ich war dabei!“ Selbst Produktionsleiter Ponesky reißt die Stimmung mit: „Es war ein Konzert, das sich mit keinem anderen vergleichen lässt. Die Band hatte eine Aura, die einen fast gläubig werden ließ.“ Als nach eineinhalb Stunden das Saallicht angeht, spüren alle Beteiligten, dass sie gerade etwas ganz Besonderes erlebt haben.
20 Jahre später. Depeche Mode sind nach wie vor eine großartige Band, die DDR ist inzwischen Geschichte. Ich kann mich noch gut erinnern, daß mir meine Mutter damals, ein oder zwei Tage nach dem Konzert, die gesammelten Zeitungen mit Berichten über das Konzert auf den Küchentisch legte.
Mein Gott, was hätte ich für eine Karte gegeben.