Lieber Ölpreis,
Du steigst, und steigst, und steigst. Wärest Du der Aufschwung, man würde Dich dafür loben. Politiker aller Couleur würden Jubelarien auf Dich anstimmen, das Volk würde an der Straße stehen und fröhlich winken wenn Du vorbeigehst, in der Kinoschlange würden sie Dich ganz nach vorn lassen und vermutlich wäre der 13. Mai bald der „Nationale Tag des Aufschwungs“.
Du bist aber nicht der Aufschwung, Du bist der Ölpreis. Du wirst nie einen Ehrentag bekommen!
Als ich soeben mit meinem dieselbetriebenen Untersatz den Weg aus dem Hundepark nach Hause einschlug, leuchtete die Öllampe meines Kontrollbildschirms auf; verbunden mit dem nett gemeinten Hinweis „Bitte Ölstand prüfen!“. Da ich grundsätzlich tue, was mir so nettgemeint geraten wird, prüfte ich, und befand Dich für „zu niedrig“. Rasch in die nahe gelegene Tankstelle geeilt und im Ölregal nach „5W 40“ gekramt. Und prompt gefunden. 1 Liter für 21,95 EUR. Junge, Ölpreis, Du bist echt verdammt hoch. Extrem hoch. Subjektiv gesehen bist Du sogar höher als das höchste Gebäude der Welt, zumindest in der gefühlten Höhe. Im Schwindel über Deine besorgniserregende Höhe taumelte ich zur Kasse und entrichtete das verlangte Entgelt. Was blieb mir anderes übrig?
Bei Gelegenheit, sei doch so nett und komm mal wieder runter, Junge.
meint
Dein Verbraucher
P. S. Das einzige was mich wieder mit Dir und der Welt versöhnen konnte, war das überaus zauberhafte Lächeln und die ausgesuchte Freundlichkeit Deiner Ölverkaufkassenfachfrau. Wahrscheinlich ist sie am Ölumsatz beteiligt.