Berlin, Berlin, wir fuhren nach Berlin! Rechtzeitig zum letzten Titel der vorletzten Vorband Jonas Goldbaum aus Austria eingetroffen; zu spät also, um wirklich ein Urteil über diese laut wikipedia „deutschsprachige Gitarrenpopcombo“ treffen zu können. Danach House & Parish, die nach 2 Titeln noch interessant, nach dreien noch ganz annehmbar, nach vieren jedoch schon ziemlich eintönig und verwechselbar klangen. Durchaus ambitionierter Indiepop mit leider beständig gleichem Beat, zurückhaltendem Gesang und einem Bassisten, der mich stark an Mitbewohner Spike aus „Notting Hill“ erinnerte. Irgendwie ganz nett, aber mehr auch nicht. Bei Gelegenheit werd ich mir die Band noch mal in der Konserve anhören, wirklich Lust dazu verspüre ich jedoch nicht. Das mutmaßliche Ziel der jungen Musikanten, nämlich alte Hörer zu begeistern und neue zu erschließen, hat sich somit zumindest meine Wenigkeit betreffend nicht erfüllt. Dann endlich! endlich! endlich! die geliebten, verehrten, einzigartigen, großartigen, zauberhaften und wunderbaren The Weakerthans aus Winnipeg in Kanada. Unkundige werden jetzt eventuell Holzfällerrock in ebensolchen Hemden erwarten — jedoch, weit gefehlt! Fantastische (Indie-)Rockmusik im besten Sinne, die berühmt-berüchtigten drei Buchstaben (jene, die mit E beginnen, mit O enden und das M in der Mitte haben) werde ich jetzt nicht in den Mund nehmen. Zuviel Schindluder wurde schon mit diesem Wort getrieben, heutzutage ist ja alles XXX, sogar My Chemical Romance und Xavier Naidoo. Ein fantastisches Set aus Reconstruction Site, dem neuen Album Reunion Tour und dem göttlichen Left and Leaving. Dazu ein Titel von Fallow, so mich meine Erinnerung nicht trügt, eine Setlist habe ich allerdings bis dato noch nicht im Netz gefunden. Bei Gelegenheit werde ich diese nachreichen. Die Band — inklusive Aushilfsgitarristen — in allerbester Verfassung, John K. Samson wie immer bescheiden und ohne jeden Rockstar-Gestus, dennoch ein paar klitzekleine superschicke Gitarrenposereinlagen und Hits, Hits, Hits am laufenden Band. Mein Gott, wie ich diese Band liebe. Die Bootlegger waren anscheinend an diesem Abend alle verhindert oder anderweitig unterwegs; bisher jedenfalls ist leider noch kein Mitschnitt des Konzertes in den einschlägigen Quellen aufgetaucht. Fazit: 400 km für die verdammt beste Rockband dieses Planeten (plus 130 km morgendlichem Arbeitsweg in die andere Richtung), die komplette Übermüdung äußerte sich in gefährlichen, unbeabsichtigten Spurwechseln auf der Autobahn und wurde mit reichlich ARAL-Kaffee bekämpft. Dennoch blieb am Ende das gute Gefühl, zwischen Night Windows, Reconstruction Site, der Katze Virtue und One Great City! genau am richtigen Platz gewesen zu sein. Immer wieder gern, es war mir eine Ehre. Das Tourplakat bekommt einen Ehrenplatz.
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7 Kommentare
Schwindler, Schwindler!
Hey schön! War auch da und teile die Freude.